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Helden? Was für Helden?

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Heldenmarkt Bochum 2013

Ich war am Sonntag auf dem “Heldenmarkt” in der Bochumer Jahrhunderthalle. Jetzt denkt Ihr vielleicht, na was will der denn auf einer Auktion für ausgemusterte Actiondarsteller, die ihre übernatürlichen Kräfte noch ein letztes Mal marktschreierisch anpreisen dürfen, doch weit gefehlt. Der “Heldenmarkt” ist eine “Messe für nachhaltigen Konsum”. Aha. Nachhaltiger Konsum macht einen jetzt also schon zum Helden. Dass es so einfach ist, hätte ich nun wirklich nicht gedacht.

Der Besuch des Heldenmarktes war ein gleichermaßen beruflicher wie privater Termin. Deswegen tue ich mich mit meiner Rückmeldung auch etwas schwer, denn ich will bewusst die private Sicht von der beruflichen trennen. Hier nun also mein private Sicht auf die Dinge.

Der erste Punkt, der mich geärgert hat, war der aus meiner Sicht zu hohe Eintrittspreis. 9,50 Euro pro Person für eine Verkaufsmesse ist überteuert. Nicht, dass ich ihn mir nicht leisten kann oder will, aber so ein Preis grenzt aus. Ich bin strikter Verfechter der Ansicht, dass Nachhaltigkeit, will sie denn langfristig wirksam und erfolgreich sein, in die Mitte der Gesellschaft gehört. Es darf kein Thema besserverdienender oder besseelt engagierter Eliten bleiben. Wenn wir wollen, dass Menschen begreifen, wie wichtig verantwortungsvolles und sozial-ökologisches Handeln auch bei unseren alltäglichen Lebensentscheidungen ist, dann darf eine solche Veranstaltung keine Hürden in Form überhöhter Eintrittspreise haben.

Sonst passiert nämlich genau das, was sooft in dieser Szene passiert und wie man es auch beim Heldenmarkt beobachten konnte. Man bleibt schön unter sich, stoffelt beseelt durch die Gänge, fühlt sich selbst ganz prima und klopft hin und wieder dem ein oder anderen Aussteller anerkennend auf die Schulter. Apropos Aussteller. Bei der Messe ging es ja neben Konsum auch um Design. Bei der Konzeption der Stände war davon wenig bis gar nichts zu spüren. Anordnung und Look der Stände hatten mehr Flohmarkt- denn Messecharakter. Vielleicht sollte man da beim Veranstaltungsclaim einfach eine Nummer bescheidener bleiben.

Aber ich will nicht nur granteln. Die Mischung der Aussteller an sich war gut. Selbst für mich war – beruflich wie privat – einiges Neues dabei. Von den gemeinnützigen Werkstätten, über nette Kleinigkeiten bishin zu verrückt umgewidmetem Gebrauchtmobiliar war viel Spannendes dabei. In Sachen Inspiration und Wissenszuwachs hat die “Messe” ihren Job gemacht, auch wenn wir nichts gekauft haben.

Insgesamt hat mir die Veranstaltung gezeigt, dass vor den Anbietern sozial-ökologischer Produkte und Dienstleistungen noch ein langer und aus meiner Sicht steiniger Weg liegt, wenn es darum geht, nachzuweisen, dass Nachhaltigkeit keine Nische mehr ist. Mit Unternehmen wie manomama gibt es einige Hoffnungsträger, die sich ernsthaft und ohne die eigene Zielgruppe zu moralisieren auf den Weg machen. Aber es sind noch zu wenige, die sich aus dem eigenen, von der Sonne warmgeschienenen Teich aufmachen und in Richtung offene See aufbrechen. Aber wenn es nicht mehr werden, wird das Thema immer Nische bleiben. Und das wäre schade.


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